Das Thema Verhütung während der Stillzeit wirft bei vielen frischgebackenen Müttern Fragen auf. Verständlicherweise suchen Frauen dabei nach einer Methode, die sicher wirkt, den Körper nicht zu sehr belastet und sich gleichzeitig mit dem Stillen verträgt. Doch welche ist die richtige? In diesem Artikel erfahren Sie, was Sie über hormonelle Verhütung und das Stillen wissen sollten – und auch, welche hormonfreien Varianten möglich sind.
Stillen als natürliche Verhütungsmethode?
Zu Beginn eine gute Nachricht: Während der Stillzeit hat der Körper durch die Hormonproduktion von Prolaktin oft einen natürlichen Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft. Prolaktin, das für die Milchbildung verantwortlich ist, kann den Eisprung unterdrücken und so die Fruchtbarkeit verringern. Diese sogenannte „Laktationsamenorrhö-Methode“ (LAM) ist jedoch nur unter bestimmten Bedingungen zuverlässig. Dazu gehören:
- Ausschließliches Stillen: Das Baby sollte alle vier Stunden tagsüber und alle sechs Stunden nachts gestillt werden.
- Das Baby ist jünger als sechs Monate.
- Die Mutter hat noch keine Periode nach der Geburt bekommen.
Wird eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, gilt die Methode unsicher. Für viele Frauen reicht dies nicht als alleinige Verhütungsmethode, weshalb hormonelle Optionen häufig in Betracht gezogen werden.
Hormonfreie Verhütungsmethoden
Während der Stillzeit bevorzugen einige Mütter hormonfreie Methoden, um den natürlichen Zyklus und die Milchproduktion nicht zu beeinflussen. Hier sind die wichtigsten hormonfreien Optionen, die Ihnen zur Verfügung stehen:
Kupferspirale
Die Kupferspirale ist eine der zuverlässigsten hormonfreien Verhütungsmethoden. Sie wird von einem Arzt in die Gebärmutter eingesetzt und gibt kontinuierlich Kupferionen ab, die die Beweglichkeit der Spermien hemmen und das Einnisten einer Eizelle verhindern. Die Kupferspirale bietet einen Langzeitschutz von bis zu fünf Jahren und hat keinen Einfluss auf die Stillzeit oder den Hormonhaushalt. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Verhütungsschutz sofort nach dem Einsetzen beginnt.
Barrieremethoden
Zu den Barrieremethoden zählen Kondome und Diaphragmen. Diese verhindern, dass Spermien die Eizelle erreichen und sind eine einfache, sofort wirksame Option. Besonders Kondome sind eine weit verbreitete Methode, da sie zusätzlich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen. Ein Diaphragma muss von einem Arzt angepasst werden und wird vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingesetzt. Beide Methoden haben keinerlei Einfluss auf die Milchproduktion und können ohne Bedenken während der Stillzeit verwendet werden. Wichtig zu wissen: Der Pearl-Index für Kondome liegt zwischen 2 und 12, während er bei Diaphragmen bei zwischen 1 und 20 liegt.
Natürliche Familienplanung
Eine weitere hormonfreie Option ist die natürliche Familienplanung (NFP). Diese Methode basiert darauf, die fruchtbaren Tage im Zyklus zu bestimmen, beispielsweise durch Temperaturmessungen oder Beobachtung des Zervixschleims. Während der Stillzeit kann der Zyklus allerdings unregelmäßig sein, was diese Methode weniger zuverlässig macht. Frauen, die auf NFP setzen, müssen während der fruchtbaren Tage auf zusätzliche Verhütungsmittel zurückgreifen.
Hormonelle Verhütungsmethoden während der Stillzeit
Wenn hormonfreie Methoden für Sie nicht infrage kommen oder Sie eine zusätzliche Absicherung wünschen, gibt es auch hormonelle Verhütungsmethoden, die während der Stillzeit eingesetzt werden können. Besonders häufig wird dabei die Antibabypille verwendet: rund 47 Prozent aller erwachsenen, sexuell aktiven Frauen verhüten mit dieser Methode. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass nicht alle hormonellen Präparate für stillende Mütter geeignet sind, da manche Hormone die Milchproduktion beeinträchtigen können.
Kombinationspille – weniger geeignet
Die klassische Kombinationspille enthält sowohl Östrogen als auch Gestagen. Zwar bietet diese Pille eine hohe Verhütungssicherheit, doch das enthaltene Östrogen kann sich negativ auf die Milchproduktion auswirken. Besonders in den ersten sechs Monaten nach der Geburt, wenn das Baby ausschließlich gestillt wird, sollte die Kombinationspille daher vermieden werden. Das Östrogen kann die Milchmenge verringern und möglicherweise das Stillen erschweren.
Hormonspirale
Die Hormonspirale ist eine weitere Option, die jedoch nur Gestagen enthält und kein Östrogen. Sie wird direkt in die Gebärmutter eingesetzt und gibt über mehrere Jahre eine geringe Menge des Hormons Levonorgestrel ab, das lokal wirkt und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert sowie den Zervixschleim verdickt. Dies erschwert es den Spermien, die Eizelle zu erreichen.
Die Hormonspirale hat nur minimale Auswirkungen auf den Rest des Körpers, da die Hormone vor allem lokal in der Gebärmutter wirken. Viele Frauen berichten jedoch über Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen oder Hautprobleme. Trotzdem gilt die Hormonspirale als eine sichere Methode, die die Stillzeit nicht beeinträchtigt und bis zu fünf Jahre Schutz bietet.
Gestagenhaltige Verhütung – die Minipille
Eine weit verbreitete und gut verträgliche Option für stillende Mütter ist die Minipille. Diese enthält ausschließlich Gestagen – kein Östrogen, und hat daher keinen negativen Einfluss auf die Milchproduktion. Sie gilt als sicher und wird in der Regel ab dem vierten bis sechsten Wochenbett empfohlen. Die Minipille muss täglich zur gleichen Zeit eingenommen werden, da sie nur ein enges Einnahmefenster von drei Stunden hat, um ihre Wirksamkeit zu behalten.
Ein besonders häufig verwendetes Gestagen in der Minipille ist Desogestrel. Dieses Hormon wirkt auf zweierlei Weise: Es verhindert den Eisprung und verändert den Zervixschleim, sodass Spermien nicht mehr so leicht in die Gebärmutter gelangen können. Desogestrel ist eine sehr zuverlässige Verhütungsmethode und wird von vielen Frauen gut vertragen.
Vorteile von Desogestrel in der Stillzeit
- Kein Einfluss auf die Milchproduktion: Im Gegensatz zu östrogenhaltigen Präparaten hat Desogestrel keinen negativen Einfluss auf die Menge oder Qualität der Muttermilch.
- Hohe Sicherheit: Desogestrel bietet einen sehr sicheren Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft, solange sie täglich zur gleichen Zeit eingenommen wird.
- Flexibler Startzeitpunkt: Sie können bereits ab der sechsten Woche nach der Geburt mit der Einnahme der Desogestrel-Pille beginnen, sodass Sie frühzeitig auf Nummer sicher gehen können.
Mögliche Nebenwirkungen
Wie bei jeder hormonellen Verhütungsmethode können auch bei der Einnahme von Desogestrel Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigsten zählen:
- Kopfschmerzen
- Stimmungsschwankungen
- Unregelmäßige Blutungen oder Zwischenblutungen
- Hautveränderungen, wie beispielsweise Akne
Diese Nebenwirkungen treten jedoch nicht bei jeder Frau auf und sind oft nur vorübergehend. Sollten Sie jedoch stärkere oder länger anhaltende Beschwerden bemerken, ist es ratsam, Rücksprache mit Ihrem Arzt zu halten.
Fazit: Welche Verhütungsmethode ist während der Stillzeit die richtige für Sie?
Die Wahl der Verhütungsmethode während der Stillzeit hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Hormonfreie Methoden wie die Kupferspirale oder Barrieremethoden bieten eine gute Alternative, wenn Sie hormonellen Eingriffen lieber aus dem Weg gehen möchten. Für Frauen, die auf hormonelle Verhütungsmittel setzen möchten, bietet die Minipille eine sichere und stillfreundliche Option. Wichtig ist, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin die Methode wählen, die am besten zu Ihnen und Ihrem Lebensstil passt.